Peter Niklas Wilson (1957-2003)



Foto: Hans Kumpf (2003)

Unser Kollege Peter Niklas Wilson starb am Wochenende nach langem Kampf mit seiner Krankheit. Wilson wurde 1957 in Hamburg geboren, studierte Musikwissenschaft in Göttingen und Hamburg, promovierte 1984 und war seither einer der fundiertesten deutschsprachigen Publizisten zum zeitgenössischen Jazz, zur Neuen Musik und zu den Bereichen zwischen diesen beiden Polen. 1994 habilitierte er sich und hatte seither Lehraufträge an der Hamburger Musikhochschule und am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg. Zugleich produzierte er regelmäßig Rundfunksendungen für deutschsprachige Sender, schrieb für die wichtigsten Kulturzeitschriften und –zeitungen und spielte Kontrabass. Als Musiker arbeitete er mit Anthony Braxton, John Tchicai, Malcolm Goldstein und vielen anderen, war Mitbegründer einer Musikerinitiative in Hamburg und eines kleinen Plattenlabels für zeitgenössische improvisierte Musik. Er schrieb Bücher über Charlie Parker, Ornette Coleman, Sonny Rollins, Anthony Braxton, Albert Ayler, Miles Davis und das Phänomen der Improvisation in der aktuellen Musik, sowie unzählige Essays über zeitgenössische Musik zwischen Jazz, freier Improvisation und Neuer Musik. Seine Bücher über Coleman und Rollins wurden auch in den USA veröffentlicht. Wilson war ein regelmäßiger Gast beim Darmstädter Jazzforum, dem zweijährigen internationalen Symposium zu Fragen der Jazzforschung. Er hielt auch bei unserem letzten Jazzforum im September 2003 zum Thema “improvisieren...” einen kontroverse Diskussionen auslösenden Vortrag über neue Paradigmen in zeitgenössischer improvisierter Musik. Er kämpfte mehr als ein Jahr lang mit seiner Krankheit, gab nie auf, blieb immer aktiv in seiner Arbeit und mit der Musik, an der ihm so viel lag. Wir vermissen ihn als einen der bedeutendsten deutschen Musikwissenschaftler, die sich mit dem Jazz auseinandersetzten, als einen Autor mit einem höchst lesbaren, dennoch fundierten Stil, mit einem analytischen und kritischen Geist, als eine herzliche, offene, neugierige immer verlässliche Persönlichkeit. Wir vermissen ihn als einen über alle Maßen geschätzten Kollegen und einen guten Freund. Wir sind traurig über diesen Verlust und werden ihn im Andenken behalten.

Wolfram Knauer, 28. Oktober 2003, JazzInstitut Darmstadt