Milo Fine
Hans-Jürgen Linke
Achim Forst
Martin Roeber


Milo Fine
Rondo Brillante pairs Schlippenbach with fellow pianist Martin Theurer. It’s a fun meeting that doesn’t hold up that well to repeated listenings – more energy and technique than creative substance. The most interesting cuts are “Das Mondappeninenharpsicord II” and “Des Stimmers Alp”. On the former, one pianist (Theurer?) is inside the box with plucking and prepared sounds while the other work on the keyboard. In this situation, one senses the two players interacting with some subtlety, a quality mostly lacking when they’re both failing at the keyboard. The latter again features one pianist ‘inside’ (this time, it seems, with some percussion or junk) while the other improvises clearly articulated bass lines.
from: Cadence Magazine # 6, June 1984


Hans-Jürgen Linke
Alexander von Schlippenbach und Martin Theurer, zwei Pianisten, deren Musik weniger in der Jazz-Tradition als vielmehr in der europäischen „E-Musik“ wurzelt, die aber dennoch in der Regel im Rahmen von Jazz-Veranstaltungen auftreten und deren Platten seit jeher bei einem entsprechenden Label erscheinen, haben vor einiger Zeit eine Duo-Platte aufgenommen – wie sich das für improvisierte Musik gehört als Live-Mitschnitt. Sie trägt den programmatischen Titel „Rondo Brillante“. Beide Pianisten sind atemberaubende Techniker, einfallsreiche und undogmatische Improvisatoren und Klangbastler. Schlippenbach, der ältere von beiden, lässt etwas mehr avantgardistische Strenge durchblicken, Theurers an John Cage anknüpfende Flügel-Präparationen mit allerlei Gerätschaften wirken eher eruptiv und verspielt. Dennoch ist es keineswegs so, dass die beiden sich „ergänzen“, wie es gelegentlich von unterschiedlichen Temperamenten heißt. Theurer und Schlippenbach haben sehr viel gemeinsam, und sie arbeiten in ihrer Musik, sei sie komponiert oder improvisiert, am gleichen Material und mit dem gleichen Pathos. Der Bewegungsfreiheit der neuen Musik im tonalen Bereich eine ebenso weiträumige in der Behandlung des Instruments hinzuzufügen und dies Vorhaben mit größtmöglicher Seriosität zu betreiben. Swingende, gar eingängige Musik kommt dabei nicht heraus, aber eine spannungsreiche Reise durch die überraschenden Klangräume zweier Flügel.
aus: Giessener Anzeiger, 25. August 1984


Achim Forst
Die Aufnahmen stammen aus einem Jazz-Workshop des RIAS, in dem der Ältere, Schlippenbach, den Jüngeren, Theurer, in eine Phase des Free Jazz zurückzog, die dieser schon längst verlassen hatte. Genau wie sie anfängt, ist auch die ganze Platte keine Sache der leisen oder differenzierten Töne.
Das „Marmelstein Impromptu“ ist eine abenteuerliche Kletterpartie durch ein dunkles Hochgebirge mit wilden Schluchten und Abbrüchen, zusammengesetzt aus mächtigen Klangmonumenten. Nicht weniger hart, aber heller und offener klingt die „Ballade für Barbara“. Die gedämpfte Grundstimmung, übernommen aus der Jazztradition, wird aber bald durch knallende Clusters wie durch Blitzschläge zerstört. Daraus wachsen brodelnde Akkord-Tremoli, gespielt auf beiden Flügeln, dass man schon um die Membrane der Lautsprecherboxen bangt, bis am Ende das langsam schwingende Tempo wieder hörbar wird.
Beim „Mondappeninenharpsichord“ kommen die interessanten Sounds von rechts, von Martin Theurer, der die Saiten seines Flügels so präpariert hat, dass sich dieser mal wie ein mit springendem Bogen gespieltes Streichinstrument, mal wie eine überdimensionale Breitzither anhört. Und in „Des Stimmers Alp“ wühlt und experimentiert er im Flügel scheinbar mit dem Bestand eines ganzen Kleinwarenladens herum. Das letzte Stück – „In der Piano Bar“ ist wie der Anfang und typisch für diese Platte: Improvisationen mit sehr viel Kraft und Energie, hektischen Läufen, eingestreuten Clusters, aber mit wenig Abstufungen und wenig Austausch zwischen den beiden Duo-Partnern.
aus: Jazz Podium # 5, Mai 1985


Martin Roeber
„Rondo Brillante“ heißt eine Duo-Platte der beiden Free-Jazz-Pianisten Alexander von Schlippenbach und Martin Theurer. Der Ausdruck „brillant“ ist für das Spiel der beiden keinesfalls übertrieben. Den Hörer erwartet ein virtuoses Free-Jazz-Feuerwerk an zwei Flügeln, ein reaktionsfreudiger musikalischer Schlagabtausch.
Schlippenbach und Theurer verstehen es, ein scheinbares musikalisches Chaos zu beschwören, ebenso aber auch leise balladeske Töne anzuschlagen. Und im Gegensatz zu manchen ihrer deutschen Free-Kollegen haben die beiden auch viel Sinn für ironische Zwischentönen – man höre sich nur das letzte Stück der Platte an mit dem schönen treffenden Titel „In der Piano-Bar“.
aus: WZ/Westdeutsche Zeitung, 31. Juli 1984


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